Silves
Wer heute durch das verschlafene Silves wandert, das sich an die Hügel der Serra de Monchique schmiegt, ahnt zunächst nicht, wie mächtig dieses Städtchen einst war. Die ehemals phönizische und römische Siedlung wurde im 11. Jahrhundert von den Mauren erobert und erlebte seitdem ihre Blütezeit. Schnell wuchs die Stadt und mit ihr die Zahl ihrer Einwohner. Bald war die fortan als Xelb bekannte Siedlung mächtiger und wichtiger als Portugals heutige Hauptstadt Lissabon. Selbst im arabischen Raum bewunderte man die eleganten Gedichte der Einwohner, die lupenreines Arabisch sprachen. Nicht nur die prächtigen Paläste der Mauren zogen schon zu dieser Zeit viele Reisende an – die Stadt war auch kultureller und wissenschaftlicher Mittelpunkt der Algarve.

Silves ©iStockphoto/anyaivanova
Das Erbe der Mauren geriet lange Zeit in Vergessenheit, ja man versuchte sogar, diese für Silves so wichtige Epoche zu verdrängen. Als im 18. Jahrhundert ein Erdbeben die Algarve erschütterte, standen nur noch wenige Gebäude und man unterließ jeden Versuch, die Andenken an die Mauren wieder aufzubauen. Glücklicherweise wurde man sich jedoch im 20. Jahrhundert über die Bedeutung der immer noch in Trümmern liegenden Andenken an Silves‘ Blütezeit bewusst und begann mit Restaurationsarbeiten.
Heute prägt die maurische Burg das Bild der Stadt. Imposant thront sie auf einem Hügel, ihre roten Mauern aus Sandstein leuchten gut sichtbar über den für diesen Landstrich so typischen weißen Fassaden der Stadt. Viele Teile der Burg konnten über die Jahre rekonstruiert, alte Schätze ausgegraben und für heutige Schatzsucher aufpoliert werden. Betritt man die Burg über das majestätische Haupttor, das von der Altstadt aus zu erreichen ist, fällt der Blick auf die zehn Meter hohe maurische Zisterne und die 60 Meter tiefe Zisterne der Hunde. Sehenswert sind auch die Lustgärten und die unterirdischen arabischen Silos. Aber auch für weniger Kulturinteressierte lohnt sich ein Aufstieg zur größten und am besten erhaltenen Burg der Algarve: von hier aus genießt man nämlich den besten Ausblick über die Stadt und ihre Umgebung.
Nicht nur die Mauren hinterließen ihre Spuren in Silves: Kreuzritter eroberten die Stadt im 12. Jahrhundert, Römer und Phönizier siedelten hier lange nach den ersten Einwohnern in der Stein- und Eisenzeit. Zeugnisse dieser bemerkenswerten Geschichte findet man zum einen im archäologischen Museum und andererseits auch in der gotischen Kirche von Silves, an deren Stelle einst eine Moschee zum Gebet rief. In der Kirche findet man einige Gräber der Kreuzritter und auch eine Statue der Nossa Senhora da Conceicção aus Jaspis, die wahrscheinlich aus dem 14. Jahrhundert stammt.
Silves ist heute ein ruhiges Städtchen im Hinterland der Algarve, das vom größten Orangenanbaugebiet Portugals umgeben ist. Bekannt ist es auch für die Korkverarbeitung und seine bunten Wochenmärkte. Etwa zehn Kilometer nordöstlich der Stadt liegt Barragem do Arade, der Arcade-Staudamm, der wie auch der Foz-Staudamm mit einer landschaftlich sehr reizvollen Lage punktet und darüber hinaus Möglichkeiten zum Schwimmen, Kanu fahren oder Picknicken bietet. Sehr sehenswert ist auch das 28 Kilometer östlich von Silves gelegene Alte, das schönste Dorf der Algarve, das aufgrund seiner bekannten Samstagsmärkte und seiner traditionellen Tänze selbst aus dem viel bekannteren Lagos viele Besucher anzieht.